schwul, cis, männlich*

TOBIAS

Wärst du gerne männlicher?

Nein. Im Gegenteil, ich würde lieber weniger männliche* Stereotypen erfüllen. Ausserdem bin ich der Überzeugung, dass es nicht männlicher* und weniger männlich* gibt, sondern Normen von Männlichkeit* und verschiedene, individuelle Arten von Männlichkeit*.


Gab es Momente in deinem Leben, in denen du unter den Auswirkungen einer dominanten oder aggressiven Männlichkeitsvorstellung gelitten hast?

Ja. Zum Beispiel, dass ich als schwuler Mensch überhaupt ein Coming-out machen muss, weil Homosexualität keine zu Heterosexualität gleichwertige Art von Männlichkeit* ist oder dass ich mir dumme Sprüche anhören muss, wenn ich in meiner Geschlechtsausdrucksart nicht 100% den hetero- und cisnormativen Vorstellungen von Männlichkeit* entspreche. Und auch wenn ich nicht darunter leide, viele männliche* Stereotypen zu erfüllen, könnte ich wohl mehr ich sein, wenn ich neutraler sozialisiert worden wäre.


Was hat Männlichkeit mit Gewalt zu tun?

Gewalt ist ein Machtmissbrauch, der bei männlichen* Menschen weniger negativ bewertet wird als bei weiblichen* - oder sogar positiv. Gewalt ist ein vermeintlich legitimiertes Verhalten von männlichen* Menschen, das selten verurteilt wird, weil es Teil von normativen Männlichkeits*vorstellungen ist.


Welche Männlichkeiten können Vorbild sein?

Grundsätzlich sollten, im Sinne der Vielfalt, alle Eigenschaften von männlichen* Menschen, welche die Grenzen und Bedürfnisse von anderen Menschen respektieren, Vorbild sein. Um dies zu erreichen sollten im Moment jedoch die nicht-normativen, queeren, anderen, vielfältigen Aspekte von Männlichkeiten* aufgewertet und als Vorbilder gestärkt werden, damit sie bald als gleichwertig zu den aktuellen Männlichkeits*normen gelten.