42 Jahre, zum Mann zwangssozialisiert

CHRIS NON-CHRIS

Wärst du gerne männlicher?

Nein, weil ich eigentlich zum Männlichen zwangssozialisiert wurde. Niemand hat mich je gefragt, ob ich ein Cis-Mann sein will. Oder ob ich als Cis-Mann gelesen werden will.


Gab es Momente in deinem Leben, in denen du unter den Auswirkungen einer dominanten oder aggressiven Männlichkeitsvorstellung gelitten hast?

Viele, vor allem in der Kindheit. Ich wollte lieber ein Mädchen sein, aber die Vorstellung wurde mir gehörig ausgetrieben. Nicht etwa mit Schlägen oder so, wie mensch sich das vorstellt, sondern etwas subtiler, mit Einschüchterung, Bedrohung und dominanten, vorherrschenden Rollenbildern.


Was hat Männlichkeit mit Gewalt zu tun?

Viel, denn Aggressivität wird Jungs als männlich verkauft und mangels anderer Optionen wollen sich männlich gelesene Kinder ja dort einordnen, wo ihr vorgesehener Platz ist. Um ein unbehelligtes Leben zu führen. Und dazu gehört für männlich gelesene Personen leider eine Praxis von Aggressivitäten verschiedener Ausprägung.


Welche Männlichkeiten können Vorbild sein?

Warmherzige, freundliche, lächelnde, verständnisvolle Männer. Männer, die jenseits von Wertung ermuntern, den eigenen Empfindungen zu folgen. Männer, die sich männlichen Privilegien bewusst sind und diese zugunsten von Gleichstellung aufgeben.