28 Jahre, queer

ADRIEN

Wärst du gerne männlicher?

Was heisst denn männlicher? Wenn wir von einem vorherrschenden Männlichkeitsbild ausgehen, wäre ich gerne weniger männlich. Ich lehne die mit diesem Bild transportierten Werte und Verhaltensweisen grösstenteils ab.


Gab es Momente in deinem Leben, in denen du unter den Auswirkungen einer dominanten oder aggressiven Männlichkeitsvorstellung gelitten hast?

Ich würde die vorherrschende Männlichkeitsvorstellung als dominant und aggressiv gegenüber nicht-heteronormativen Lebensweisen beschreiben. Dadurch leide ich als queere und somit nach dem vorherrschenden Männlichkeitsbild unmännliche Person auf Gesellschaftsebene unter einer Stigmatisierung, die sich durch (rechtliche) Diskriminierung und Statusverlust bemerkbar macht.


Was hat Männlichkeit mit Gewalt zu tun?

Das vorherrschende Männlichkeitsbild ist für mich grösstenteils toxisch. Nach innen wird einem beigebracht, dass das einzige legitime Gefühl Wut sei und man sonst Gefühle nicht zeigt. Schwäche zeigen ist ein No-Go. Resultat: Suizide. Nach aussen muss alles abgewertet werden, was potentiell die eigene männliche Identität irritiert: Homos, Queers, trans* Personen, Frauen. Je nach Stärke der männlichen Identifikation erfolgt die Abwertung über (physische/psychische) Gewalt.


Welche Männlichkeiten können Vorbild sein?

Brauchen wir eine neue, gewaltfreie vorherrschende Männlichkeit, an der sich Männer* orientieren? Oder sollten wir daran arbeiten, dass Männer* sich weniger mit ihrem Geschlecht identifizieren, damit die männlichen Geschlechternormen und die Kategorie flexibler werden?